Das böse Wort „Klimaerwärmung“ darf man heutzutage ja kaum noch in den Mund nehmen, geschweige denn es als Thema eines Romans auswählen, ohne dass der Gegenüber genervt die Augen verdreht und die Gedanken wandern lässt. Sollte man meinen! Ein weiterer Trugschluss: Die Jugend will sich erst recht nicht mit so (Vorsicht: Wortwitz!) trockenen Themen beschäftigen.
Julia Dibberns „Wolkendämmerung“ schafft es trotz des Stigmas „Umweltroman“ dank spannendem Plot und authentischem Schreibstil – und ohne autoritären Zeigefinger! –, den Leser zu fesseln und so das Thema Klima wieder sexy werden zu lassen.
Die Mischung macht’s: Vortrag über Geoenineering und Thriller-Lesung
Die zahlreichen Zuhörer, sowohl Schüler als auch Erwachsene, hängen gebannt an Julia Dibberns Lippen, während Nicholas, Dibberns Protagonist, hoch oben auf einer Klippe steht, verfolgt, verzweifelt, zu allem bereit.
Ein starker Einstieg – mit Bedacht gewählt, so die Autorin des Jugendthrillers „Wolkendämmerung“. Er stelle eins klar: Ihre Geschichte ist weder trocken noch langweilig. Voller Spannung und Atmosphäre wird die Problematik Klimawandel und der daraus resultierende Kampf präsentiert. Dabei ginge es ihr vordergründig darum, eine geile Geschichte zu schreiben. Belehren wolle sie niemanden, so Dibbern.
„Thought is wonderful, but adventure is more wonderful still.“ – Oscar Wilde
Ein stigmatisiertes Thema „sexy“ verpacken – so ähnlich sieht es auch der heutige Lesungsort. Das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost ist bekannt für seine originelle und einzigartige Kulisse, vor der Themen wie Klima und Wetter dargestellt werden: Mit tollen Effekts zum Anfassen kann man hier die unterschiedlichen Klimazonen entlang des 8. Längengrads durchwandern.
Obiges Zitat von Wilde ist am Eingang zum Rundgang zu finden und lässt erkennen, was Klimahaus und Julia Dibberns Roman gemein haben: So interessant und wichtig der Inhalt Klima ist – manchmal muss er einfach in einem atemberaubenden Abenteuer verpackt sein!
Julia Dibbern: „Ich schreibe keine Sciene-Fiction!“
Bevor sich Julia Dibbern ganz dem Schreiben von Sachbüchern und Jugendromanen widmete, war sie Journalistin für Nachhaltigkeit. Ihr Beruf machte ihr deutlich, wie sehr unsere Welt schon an die Dystopien anderer Autoren erinnert. So wird auch „Wolkendämmerung“ oftmals fälschlicherweise und vorschnell als Science-Fiction abgetan. Dibbern muss dann leider widersprechen: Die Handlung in ihrem Roman ist zwar frei erfunden, jedoch gründlich recherchiert und durchaus im Bereich des Möglichen. Die Zukunft ist jetzt – in diesem Fall ein erschreckender Gedanke.
Der Roman: die Handlung

Abseits von jedweden Verhandlungen über das Pariser Abkommen wächst Nick bei seinem Vater in L. A. auf. Er unterrichtet jüngere Kids im Parkours und hilft in einem Gemüseladen aus, um seine Familie über Wasser zu halten, da sein Vater diese Rolle schon lange nicht mehr übernimmt. In seiner Freizeit ist Nick jedoch begnadeter Fotograf – und erhofft sich später auch eine Karriere in dieser Branche. Dieser Wunsch scheint sich schneller, als geglaubt, zu erfüllen, als er auf einem Forschungsschiff PR-Bilder schießen soll – das wäre die Chance für Nick.
Doch am Abend, bevor es losgehen soll, schleicht er sich mit ein paar Freunden auf das Gelände der Firma und überhört ein ungeheuerliches Gespräch, das für keine fremden Ohren bestimmt gewesen war. Nick, unsicher, ob das, was er gehört hat, tatsächlich wahr sein könnte, entschließt sich, seinen Job zu nutzen, um Informationen zu sammeln. Eine Entscheidung mit gefährlichen Folgen …
Der Roman: eine Einschätzung
Mir ging es wohl wie vielen: Das Thema Klima ist zwar interessant und aktuell, aber mich damit auch noch in meiner Lesezeit zu beschäftigen (in der es um Erholung und Unterhaltung gehen soll) … das war dann vielleicht doch etwas zu viel verlangt. Auch das Klimahaus stand schon lange auf meiner To-do-Liste; eine Erfahrung, die ich nun nicht mehr missen wollen würde und die nach einer Wiederholung schreit.
Diesen Sommer wurde ich dann total von Julia Dibberns Roman überrascht. Ich bin schon länger ein Fan ihres Schreibstils und besonders ihrer Dialoge (ganz zu schweigen davon, wie begeistert sie mit einem über ihre Charaktere reden kann!), aber dass sie mich auch mit dem Thema Klima derart mitreißen könnte, hätte ich nicht gedacht. Dabei ist „Wolkendämmerung“ genau die richtige Mischung aus Abenteuer und wichtiger Message: Make Climate Great Again.
Ein wichtiges Thema groß und sexy machen. Das ist ihr durchaus gelungen. Dabei hält sie sich mit Herzchen und Pink und Liebesdingen zurück, sodass der Thriller auch wunderbar für Jungs geeignet ist. Aber: Ich bin weder jugendlich noch ein Junge und habe es dennoch sehr genossen. Als Laie in allen Dingen Klima habe ich sehr viele Informationen mitnehmen können – alles wunderbar versüßt durch einen grandiosen Thrill-Faktor.
Plot:
Charaktere:
Schreibstil:
Mit allem, was gerade in der Welt so passiert, könnte man meinen, dass wir bereits in einer Dystopie leben – von uns selber geschaffen…wie unsere Geschichte wohl enden wird? #climatechangeisreal #bethechangeyouwanttoseeintheworld
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