„Willkommen im Schloss.“
Ein Schloss war es dann doch nicht, in dem wir mit diesen Worten begrüßt wurden. Aber ungewöhnlich war das Gebäude in dem Hinterhof, in dem sich der Königskinder Verlag versteckt, dann doch. Einem alten Fabrikgelände nicht unähnlich, mit metallenen Brücken über uns und Eisenbahnschienen, die bis in die Eingangshalle führen – inklusive alter Lokomotive: das spezielle Äußere als passende Verpackung für das, was uns drinnen erwartete.
Im Rahmen der #verlagebesuchen-Aktion zum Welttag des Buches öffnete der Imprint des CARLSEN Verlags am 21. April seine Türen. Der Königskinder Verlag wurde 2013 von Barbara König ins Leben gerufen und verfolgt bei seinen Veröffentlichungen den Grundsatz: „Ein Werk der Schönheit ist ein Glück für immer“. Diese Einstellung spiegelt sich definitiv in seinen Werken wider.
Die Snacks, die man für uns vorbereitet hatte, erinnerten dann schon wieder mehr an den Festschmaus in einem Königshaus. Neben Fruchtgummi in Form von Kronen gab es leckere süße Tartes von der Pâttisserie. Die Küchlein sind definitiv ein Grund, nach Ottensen zurückzukehren.
Die Tartes wurden nur von einer Sache übertroffen: dem Königskinder-Handlager, in dem alle bisher erschienenen Programme des Verlags vertreten sind. Und gleich erkennt man: Barbara König macht so manches anders als andere Verlage.
Die Cover der Programme haben immer ein übergeordnetes Thema, sodass die einzelnen Bücher aufeinander abgestimmt sind. Das erste Programm hieß z. B. „schwarz-weiß-gold“, ein anderes „Zweisamkeit“. Bei Letzterem ziert ein Mittelstreifen das Cover jedes Buches.
Bei sogenannten „Schönheitstreffen“ entscheiden Verlagsleiterin, Herstellerin und Coverdesignerin über das kommende Programm. Wie soll es gestaltet werden, welche Romane würden dazu passen etc. Barbara König ist es wichtig, dass über die Jahre nicht alle Programme aus einem Guss entstehen.
„Die Welt funktioniert in immer geordneteren [Schubladen]“, erklärte sie uns. Und dabei käme es viel zu oft zu einer „Quadratur des Kreises“. Ein gemütliches Buch könne nun einmal nicht dünn und elegant sein, gab sie uns als Beispiel. Es wäre wichtig, dass das Äußere des Buchs dessen Inhalt widerspiegelt. Man könne definitiv behaupten, dass die deutschen Hersteller die besten der Welt seien, so König. Was sie mit Schrift und dem Satz des Buches machen, sei sowohl Handwerk als auch Kunst. In dieser Einstellung erinnerte der Königskinder Verlag an meinen Besuch beim mare Verlag, bei dem ähnlich über die Beziehung zwischen Buchinhalt und -äußerem gesprochen wurde.
Anhand des Romans „Barney Kettles bewegte Bilder“ von Kate de Goldi zeigten uns Barbara König und Lektorin Maya Geis, wie aufwendig die Covergestaltung sein kann. „Man braucht Zeit für ein gutes Cover.“ Für dieses wurden über siebenhundert Cover entworfen, viele davon mit nur kleinen Abweichungen des Vorgängers, bis das Passende gefunden wurde, das nun auf dem Buchumschlag abgebildet ist.
Wer sich jetzt denkt Wow, was für schöne Bücher, meins muss auch ein Königskind werden, den muss ich leider enttäuschen: Die meisten Romane sind Lizenzen aus dem Ausland. Das komme vor allem daher, so König, dass es Zeit braucht, ein Vertrauensverhältnis mit einem Autor aufzubauen und der kleine Verlag gar nicht die Kapazitäten habe, deutsche Autoren derart zu betreuen, wie sie es nötig und auch verdient hätten.
Die meisten von uns müssen sich also damit zufrieden geben, diese royalen Schätze lesen und in unseren Regalen ausstellen zu dürfen.